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# In the name of Progress: No respect for holy cows - Script

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- Wenn eine Stadt um Autos und Motoren gebaut wird, danmn
werden den Leuten, die in der Stadt leben, die Beine
abgeschnitten, Und die Produktion von Verkehraswegen schaf£ft
IDißtanzcn, die weit größer sind, als die für die meisten
durch die Motoren überbrlückt werdén können, Wenn eine Welit
sich um die Medizin herum kristallisiert und Gesundheit

"Medizinkonsum ist, dann wird die Gesunderhaltung unmöglich
l‘ . l
gemacht. !

I M NAMEN D ES FORTSCHRITTS

H

E e P al A E E D d D e E a B n P A f a Mn J a d Ba n r n

Ivan Illichs Kritik an der Industriegesellachi:

Ein Bericht von Gordian Troeller
und

Claude Deffarge

Der technische Fortschritt, der das goldeno Zeitalter
versprach, ist zum Alptraum geworden, Er verpulvert dioe
sich unaufhaltsam orschöpfenden Schätze unserer Erde

Er frißt die Natur auf, Er bedroht die Geéundhnit dar
Menschen, die körperliche und die seelische,.

Er schafft wirksame Werkzeuge des Todes, kann aber nicht
verhindern, daß jährlich mehrere Millionen Menschen iungera

sterben müssehn, ıınd es immer mehr werden, '

Der sogenannte Fortschritt - die induotrielle Produk L ions-

weise - verspricht nur noch sich selbst eine blühende Zukun?
```

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```
Schuld daran ist nur der Kapitalismus - sagen die
Kommunisten - und huldigen im gleichen Atemzug demselben

‘ Fortschritt, in der Hoffnung eines Tages dank scinér
Perfektion siegen zu &können, . , ; ;

Der Westen macht große Anstrengungen, um geinen technischen

° Vorsprung zu halten,.

Hüben wie drüben gedeihen gewaltige Machtapparate, die
diesen Fortschritt verwalten, ihn vorantreiben und letztLic
bis aufs Messer verteidigen müssen, um selbst bestehen zu
können. n

Die Menschen werden süchtig gemachti nach ihrenDienst-
leistungen, ihren Waren und Werten.

Die Zukunft der Menschheit sieht düstef aus. Darüber sind
sich £aét alle einig. - Aber was wird getan? .

Die Einen versuchen, das Bevorstehende zu erforschen, um
die Menschen darauf vorzubereiten,.

Andere bemühen sich, das scheinbar Unabwendbare aufzuhalten
jindem sgie die Ursachen bewußt machen, Zu diesen gehört die
Gruppe um Iban Illich und Valentine Borremans.

Diese Gruppe hat sich 1960 in Cuernavaca - in Mexiko -
gebildet.

Ivan Illich, ein gebärtiger Wiener, studierte Geschichte,
Philosophie und Theologiee; * Er wurde Priester und milt
3O Jahren Vize-Rektor der Universität von Puerto Rico,
ISpäter war er Seelsorgor'in den 5Slums von New—Yor&,
.Schließlich richtete er in Cuernavaca eine spaéische
Sprachschulei;für Missionare ein, die nach Lateinamerika ,

gehen wollten. Hier versuchte er sie von ihrem Hissionseif:

zu heilen«
```

## Page 03

```
Damals galt er neben Camillo Torres und Don Helder Camara
als der revolutionärste Priester Lateinamerikas. fiittlorwei
‚ halten ihn viele für den radikals?cn Gesellschaftskritiker
seit Karl Marx. @ 5
Valentine Borremans, eine Belgierin, hatte in vielen Länder:
„jSüdamerikas gearbeitet, bevor sie nach Cuernavaca kam, Dort
ühertrug Illich ihr die Aufgabe, eine Bibliothek einzuricht
Sie machte daraus das "Zentrum interkultureller Dokumoentati,
- das CIDOC,
Im CIDOC würdefl die zur Entwicklung der Gesellschaft uner-
läßlich geltenden Institutionen:wie Schule, Medizin, Verkeh
und Industrie untersucht, Dabei fand man heraus, dass diese
zunächst nützlichen Einrichtungen durch ihre Eigengesetzlic:
keit und den Machtanspruch ;hrer Vertreter zum Feind_den
Menschen werden können. /
Illich und gseine Freunde weisen nach, daß dies

in den Industrienationen bereits “eschehen ist.‘
und sie warnen vor der totalen Entmündigung des Menschen
durch den totalen Apparat des Industriesystens.
Lange bevor Entwicklungshilfe allgemein in Frage gestellt

wurde, kritisierte Illich die Funktion der Entwicklungshelf

- "Ja, vor 15 Jahren gchien es mir absolut notwendig, den
Freiwilligen als solchen in Frage zvu stellen, - denn da
sandten plötzlich Kenned? und Castro, Johannes XXLILI und

de Gaulle - Freiwillige, bewaffnet mit Bleistift, Injektion
sgpritze oder Revolver nach Lateinamerika, um es zu retten.
Und da kam es darauf an, die Motivationen - nein, nicht dio
Motivationen, nicht die Intentionen dieser Freiwilligen in
Frage zu stellen, sondern den Freiwilligen als Eolchen

in Frage zu stelleny-wenn er von ‚irgendeiner Institution

angestellt und ausgesandt wara''
```

## Page 04

```
-"Heißt das, er ist mißbraucht worden?"

-"Nein, ich spreche nicht über den Mißbrauch des Freiwillir
sondern über die Tatsache, daß man den Freiwilligen für
Institutionen nicht verwenden kann, ohne notwendiger Weise
C
einen Köder für einen neuen Entwicklungsimperialigmus aus
ihm zu machen., - In soziologischer Sicht ist der Freiwilli{
notwendiger Weise eine Weiterführung des europäischen
Dünkels - der Mission, Und in psychologischer Sicht ist
Entwicklungswut eine unheilbare Krankheit,"
In der Entwicklungshilfe sieht Ivan Illich eine neue Form
von Kolonialismus, Früher schickte man Soldaten,heute
Techniker, die die Völker der Dritten Welt zwar friedliche’

aber auch fester in den Dienst der Industrienationen zwing

als Kanonenboote und Sklavenjäger es vermochten.

Für Illich ist jede Art von Entwicklungshilfe - auch die
sogenannte kulturelle, geistige oder zivilisatorische -
ein Köder., - Ein Köder, der süchtig machen 5oll nach

unseren Erzeugnissen und Institutionen.

Die moderne Technik schlägt die Regierungen der Dritten Wc
in ihren Bann. Illich warnt sie davor, sich durch induétri
Gewohnheiten derart verbilden zu lassen, daß sie Fortschr5
nur noch als Industäialisierung und Konsumanstieg versteh:
Er sagt: die Mechanisierung der gesellschaftlichen Bezicht
die der sogenannte industrielle Fortschritt mitsichbringt,
führt zur Zerrüttung des Menschen. Illich sagt weiter:

2/3 der Menschheit können die Auswüchse der Industriecgese:!
gchaft noch vermeiden. Nämlich, indem Bie eine dem Mensch‘
gerechtere Prodfififiionsweise wöhlen —- eifle Produktionsweis:

zu der auch die Industrienatiorsen hinfinden mügatene
```

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```
Die Länder der Dritten Welt köännen sich nur retten, meint

Illich, wenn sie sich wirtschaftlich und politisch von den

reichen Nationen lossagen.

So fremd das alles klingt, Illichs Warnrufe finden durchau:
4

/

schon Gehör,.

-"Ja Gott sei Dank schämen sich heute Leute nicht nur, wen)
sie sich als Entwicklungshelfer ausgeben. müssen, als
Missionare, als Freiwillige = weil man begonnen hat, über
ihren Dünkel zu Llachen, den Dünkel der Funktion, nicht des
bösen Menschen, - Heute schämen sich Leute langsam, wenn &
sich als Ärzte, als Lehrer, als Entwicklungstechniker, als
Ingenieure für Straßenbau ausgeben müssen, denn die Besten
in jedem von diesen Berufen verstehen schon, daß gsie weit
mehr Schaden anfügen für die große Masse der Menschen, als

gie Gutes tun,"

-VlAber die Regierungen der Dritten Welt sind ebenso

entwicklungswütig wie die Freiwilligen,"

—- Jay Entwicklungswut ist nicht nur eine unheilbare Krank-
heit, sie ist auch eine ansteckende Krankheit, Sie<firassio
im Treibhaus der Bürokratie, Da sind die Stellen, wio das
Hudson-Institut, oder das Max-Plank-Institut, wo die
Gegenwart in die Zukunft gedankenlos hineinprojiziert wird
wo eine bessere Zukunft von Verwaltern und Aufpassern
produziert wird., - Ganz im Gegenteil dazu stehen eben jene
kleinen Welten der Freiheit, wo Autonomie sprießt und wo
das Kommende, das ja schon da ist, heute im Modell gelebt
wird., Zeugenschaft für seine Mäglichkeit gegeben wird,

Ich hoffe, daß viele'von uns das hier haben leben können,."

Jene kleine Welt der Freiheit wurde 1960 in Cuernvaca
angesiedelt = in Mexiko. Geographisch eine ideale)?wischen
station, um Nordamerikanische Missionare und F;eiwillige
abzufangen, die nach Lateinamerika geschickt wurden,

Sie kamen hierher, um in Schne})llkursen Spanisch zu lernen,

Auch über die Menschen und die Gesßellschaft, die aie
```

## Page 06

```
betreuen sollten, wurden 5sie aufgeklärt, So entdeckten sie
daß sie nicht nur ausgesandt waren, um das Wort Gottes zu
verkünden oder Armen zu helfen, sondern gleichzeätig als
Sendboten und Verkünder der Industriegesellschaft,.

Im Laufe der Zeit wjrde hier so etwas wie eine mittelalter
liche Universität wiedererfunden, Eine Stätte der Nachdenk
und des Gedankenaustausches, wo Lehren nicht mehr galt als
Lernen. !

Lehrer und Studenten zahlten die gleichen Beiträge: 250
Hark}%ä%g 3fi5@fiää“%%äflääib 25 Mark pro Woche, wenn 5ie an
Kursen und Seminaren teilnahmen, Teilnehmer aus der Dritite
Welt brauchtennichts zu zahlén.

Ganz nebenbei, aus Tischgesprächen, entstand die Organisat
nordamerikanischer Akademiker zum Studium der multinationz2
Konzerne. Auch die Bewegung der lateinamerikanischen Prie
die für den Sozialismus kämpfen, wurde hier géboren.
Insgesamt haben rund 20 000 Menschen jeden Alters und
aller Gesellschaftsschichten im CIDOC an Diskussionen und
Seminaren teilgenommen, /

Hauptthema:_def gängige Fortschrittsbegriff., Die Unter-
guchungen des CIDOC machten deutlich, wie ständiges Wuchsc
von Produktion, Konsum, Gewinn, Zeitersparnis und Dienst-
leistungen die Quqflität des Lebens verringern.

In diesem weißen Haus in Cuernavaca haben viele gelernt,
das angeblich Selbstverständliche über Bord zu werfen -
alle Lehrsätze und Institutionen in Frage zu stelken; die
unsere Gesellschaft prägen und zä heiligen Kühen géworden
sind. - Hier wurde mit dem Vorurteil aflfgorüufit, daß der
Industrialismus allen früheren Kulturen überlegen und für

den Fortaschritt der Menschheit unentbehrlich sei.
```

## Page 07

```
Damit wurde auch der Weg in die Zukunft in Frage gestellt,
den die reichen Industrieländer schon eingeschlagen haben,.

Statt dessen vertrat man hier einen radikalen Humanismus,

Mit einfachen Mittelh veröffentlichte das CIDOC jährlich
rund': 350 Bücher —- mehr als die éeisten kommerziellen
Verlage in der gleichen Zeit au{ den Markt bringen,.

Man gscheute sich nicht, unvollständige Entwürfe in Umlauf
zu bringen. Dank der Kritik und der Beiträge anderer,
konnte so nach 2 bis 3 Zwischenveröffentlichungen ein Buch
daraus werden.

Valentine Borremans, die eigentliche Schlüsselfigur des
CIDOC hat dies und vieles andere oft gegen den Willen

Ivan Illichs durchgesetzt,

- "Könnte ich hier auch eiflen Kurs geben?"

- Natürlich, jeder kann hier Kurse geben,"

- "Unter der Bedingung, daß sich genügend Teilnehmer Tinde)
- WSie stellen ein Kursthema vor. Wenn Sie es schlecht vor-
stellen, oder das Thema nicht interessiert, wird niemand
kommen, und der Kurs findet nicht statt, Wenn Sie aberl
Interessenten finden, wird der Kurs abgehelten,."

Um einen Kurs zu geben oder daran teilzunehmen, braucht
niemand ein Zeugnis Jorzulegen oder seine Qualifikation zu
beweisen, Gerade die etablierte Wisseä£ierarchie wurde im
Cidoc als lähmend angeprangert. Wenn jemand über Blumen,

Landreform oder indianische Kultur sprechen wollte,, brauch‘
er nur geine Einschreibegebühr bezahlt. zu haben und 5

Interessenten zu finden, um einen Raum zu bekonmen. Als

Preis für den Kurs setzte er 100 :oder 200 Vollar-an,
```

## Page 08

```
und wenn viele kamen, brauchte jeder nur wenig zu zahlen,
Hier spricht ein Nordamerikaner über Ifiperi£ismus. Selbat
wenn er Illichs Thesen bekämpfen sollte, kann er fortfahren
‘ solange die vorgeschriebene Anzahl. von Teilnehmern das

Interesse an seinen Ausführungen bescheinigt, /

- IWelches war das erste Ziel des CIDOC?"

-NAnfänglich wollten wir Nordamerikaner@ und Europäern kla?
machen, daß die Probleme Lateinamerikas nicht gelöst werde)
können, indem man Fremde dorthin schickt, sondern daß die
Südamerikaner ihre Probleme allein lösenmlüissen, - Danach
haben wir begonnen, die Schule zu analysieren. Ich glaube,
daß es dem CIDOC zu verdanken ist, wenn kmukgx die Schule
heute überall in Frage gestellt wird., Vor zehn Jahren noch
glaubte man in den Ländern der Dritten Welt, daß es not-
wendig sei, Lehrer dorthin zu schicken und Schulen Zu baue
Für die Leute im CIDOC hatten Analyse und Kritik der Schu)l
gicherlich das größte Gewicht, Sie hat gezeigt, das es
genügt, eine Institution zu beschreiben, um augenscheinlic
zu machen, welches Unrecht sie anrichten kann, obwoh). doch

jeder glaubt, daß sie nur Gutes bringt.,"

Erklärtes Ziel der Schule ist es, jedem die gleichen Chanc
zu persönlicher und gesellschaftlicher Entfaltung zu geben
Sie soll soziale Ungleichheit abbauen und mündige Staats-
bürger formen., - Ein‘großherziges Unternehmen, das die

Unterstützung aller Bürger, der armen wie der reichen

verdient,

So ist denn auch das Erziehungssystem eine Dienstlecistung,
die von den Steuurn aller getragen wird.

Aber was beschert sie ihnen?
```

## Page 09

```
Es wird verfahren; als sei der Mensch nur ein leeres
Gefäß, in das bestimmte vorprogrammierte Inhalte ein-
gefüttert werden müssen, um ein brauchbares Mitglied

der Gesellschaft aus ihm zu machen,

Die Kinder des Bürgerstandes - die bereits Priviligierten
haben es leichter, bringen es weiter und profitieren
längér vom Erziehungssystem,

Der teure Bildungsweg - den alle bezahlen —- dient
hauptsächlich den Kindern der oberen Gesellschafts-

}
schichten.

Schulerfolg und Schulversagen entsprechen weitgehend

der gozialen Herkunft der Schüler, l /
Die Schule vertritt, daß ein Mensch sich nur erfolgreich
um Dinge kümmern kann, für die er ausgebildot und quali-
fiziert worden ist, - Damit disqualifiziert sie eigen-

ständiges Lernen, Arbeiten und Leben,.

Und da die Schule gleichzeitig vermittelt, daß man nur
ist, was man gelernt hat und mit Zeugnissen belegen kann,
führt sie letztlich zu verstärkter Ungleichheit,

Sie dient der Reproduktion der Klassengesellschaft und
der Festipgung bestehender Nerrschaftsverhältnisse,.
Erzichung macht den Menschen, heißt es. Wissen ist Macht
Ausbildung ist Kapital, - Die Benachfoiligteh, die auf
der Strecke bieiben, gelten »68 minderwertig - für Aandeı

aber auch vor siqh 8elbst —- und aie ordnen sich ein,. .
```

## Page 10

```
Und das nicht nur in Afrika,.

Illäch sagt: "Beschulung ist ein Ausleseprozeß, durch

den Bürger in immer größere Unmündigkeit und Entfremdung

befördert werden,#ein Trick, um die Einwohner jeden

4

Staates auf 16 oder s@gar 20 verschiedenen Stufen einer

Leistungspyramide anzusiedeln",

- Eine wichtige Erfahrung war für mich die Zusammearbei
mit den Mexikanern., - Der Bibliothakar zum Beispiel
hat seine Arbeit hier bei uns gelernt, indem er sie
machte, Das gleiche gilt-für d&m Herausgeber unserer
Bücher., Alle, die hier gearbeitet haben, haben ihre
Kenhtnisse bei der Arbeit erworben, Und die Mehrzahl
dieser jungen Mexikaner hat die Bekundarschule nicht

beendet — einige nicht einmal die Grundschule,"

- "Und was haben Sie selbst hier gelernt?"

- "Was ich hier alles gelernt habe!
Meine gesamte Arbeit, Das hat in der Bibliothek ange-
fangen. Als man sie mir übertrug, sagte ich: aber
ich weiß doch nicht, wie das gemacht wird. Und man h:
mir geantwortet: dann lernst du es eben, Und ich habı
gelernt, eine Bibliothek zu verwalten., Dann habe ich
sie abgegeben, So bin ich durch alle Abteilungen des
CIDOC gewandert - und andere haben jedesmal meine
Arbeit übernonmmen, - So habe ich gelernt, üanuX das

CIDOC zu verwalten,"

Daß jeder selbstständig lernen kann und keiner Fach-
Schule bedarf, um einen Beruf auszuübenr, haben
Ivan Illich und Valentine Borremans im CIDOC unter
Beweis gestellt, Sechzig ßBeste Mitarbeiter haben 50

einen Beruf erlernt und ” _ brauchen jetzt =

da das CIDOC schließt — um ihre Zukunft nicht zu

bangen-
```

## Page 11

```
Die Schließung wurde von allen beschlossen, Eine Gebühren:
erhöhung stand zu Diskussion. Sie hätte das nötige Geld
geh racht, um das CIDOC am Leben zu halten, aber sie
wurde verworfen. D%£ "xleine freie Welt" sollte Picht

zum Reservat der Elite werden, Schon viel zu viele
Politiker und Industrielle drängelten sich hier in den
letzten Jahren, viele nur, um sich ein moralisches Alibi
zu verschaffen., Einige waren bereit, das CIDOC zu finanzi,
- aber das hätte zum Verlust seiner Unabhängigkeit

geführt und so der Institution ihren Sinn genommen,

- "Ja, schen Sie, es ist uns 15 Jahre lang gelungen, die
akademischen Epauletten zum Grund des 1liebenswürdigen
Lächeln zu machen, das Standesbewußtsein der Seminar-
teilnehmer abzuschwächen - abklingen zu lassen - , jedem
die Möglichkeit zu geben, . hier seine Initiative anzuldindi;
dem deutschen Professor und dem Zuckerbäcker—äohn ausS -
Talaya, dem Ministerialrat aus Chile und dem Gewerkschaft:
ler - und dem Hippy. - Was das geheißen hat, ist, daß die
Leute sich um den Seminartisch heäéum als Menschen ange-
gprochen haben, ganz bewußt, daß gie hier, wie in einem
Elfenbeinturm als komische Vögel für einige Wochen
zugammenkommen, Aber das hat auch - klingt beinah komisch
Schule mgemacht, Im Laufe der letzten Jahre bin ich hier
und dort eingeladen gewesen, von Singapour nach Tübingen
und habe dieselbr Atmosphäre bei ehemaligen Teilnehnern
an CIDOC-Seminaren dort wiedergefunden. Und fühle mich

sehr wohl da,"

„!Das CIDOC war also so etwas wie eine Universität im

Mittelalter?" e

- WJa, aber Inquisition wurde immer sehr weit.weppehalten
und verlacht, Ganz gleichpgültig ob sie Inquisition der

Partei, des Statedepartmentan oder der Kirche war.'"
```

## Page 12

```
Die Inquisition hat Illich nicht schrecken können,

Als er die Missionare entzauberte- wie er sagßt - machtle
ihm der Vatikan den Prozeß. Er, der Prälat, sollte sich
vor der heiligen Inquisition verantworten., Illich lehute

4 ;
das ab und verzichtgte auf seinen kirchlichen Status,.

Diese Passions-Prozession illustriert, was er meint,

wenn er die lateinamerikanische Kirche entkolonisieren WL

Missionare machten aus Indianern römische Legionäre -

aus ihren Kindern weiße Engelchen,

'

Die Missionare kamen einst, um diese Menschen zu gefügige

Untertanen der spanischen Krone zu machen,.

Illich zieht gegen den Dünkel zu Felde - gegen die
Anmaßung, andere nach den eigenen Vorstellungen entwickel
zu wollen, sie zu zwingen, 80 zu werden, wie man 5scelbst

ist - weil man sich für den Besten hält,

Diesen Menschen ist die Entfaltungsmöglichkeit ihrer
eigenen Anlagen, ihrer Wünsche und ihrer Kultur brutal
genommen worden, Sie waren verurteilt, die Eroberer
nachzuahmen, um nicht als Wilde dazustehen,.
Erst mußten die Indianer gich ihrer Kultur schämen

\
und sich anpassen, Nun gelten sie ihrer Armut wegen

als minderwertig. Eine Armut aber, die sie der Zerstüörung

ihrer Kultur verdanken,

r

Daß diese Menschen nicht des sogenannten Fortschritls
bedurften, der ihnen moderno Armut bescherte,’ beweist

ihre Vergangenheit
```

## Page 13

```
Auch über indianische Geschichte wurden im CIDOC Studien
vorpgelegt, ja sogar über die sePorisohen Fähigkeiten
gewisser Menschen uünd ihre Bedeutung in den verschiedener
Kulturkreisen., Die Vorahnung gehört zum Studicnbereich
eines gebürtigen Mailänders,

„UHerr Professor Tibon, würden Sie sagen, daß Menschen wi
Ivan Illich eine prophetische Ader haben, daß sie zum
Beispiel voraussehen können, wohin diese Gesellschaft gel
- "Diesen Eindruck habe ich seit vielen Jahren, denn seit
vielen Jahren lebe ich wie Ivan Illich in Cuernavaca, und
ich habe das Gefühl, daß Ivan Illich ein Prophet ist, daf
er die Gabe hat, wirtschaftliche, geistige, politische
Phänomene vorzuahnen - eine Vorahnung zu haben, von den
was die Welt gegen Ende dieses Jahrhunderts sein wird,

Also ich glaube, im Falle von Ivan I1llich, kann man von

Vorahnung sprechen."

Illich sagt beispielweise eine verhängnisvolle Verarztumn({
unserer Gesellschaft vorau8s.

Und er kommentiert für uns einige seiner Beobachtungen:

„l Der Gesundheitsminister von Kanada hat vor zirka

1 1/2 Jahren ein ganz ausgezeichnetes Dokument heraus-

gegeben. In diesem‘Dokumcnt weist er nach: ganz gleich-
gültig, wieviel mehr oder wieviel weniger wir ausgeben,

ganz gleichgültig, welche Methoden der medizinischen

;r
```

## Page 14

```
Betreuung wir anwenden, die Gesundheit wird dadurch
nicht . beeinflußt,

- "ffie mißt man denn 50 etwas?'

/
- "Man berechnet mehr oder weniger willkürlich, daß

die Lebensdauer eines Einjährigen in einem gewisssen
Land normaler Weise 70 Jahre sein 80ll und fragt sich
dann: Jer stirbt, bevor er 70 Jahre erreicht hat, und
wieviele und aus welchen Gründen werden Lcbensjahre

verloren.

25% der frühzeitig verlorenen Lebensjähre sind dem
Autounglück zuzuschreiben. - 2'% dem Herzanfall oder
dem Gehirnschlag. 23% - dag macht schon 3/lh der fürhese
verlorenen Jahre aus - anderen Unfällen, hauptsächlich
Industrieunfällen, 17% Krebs und Lungenkfankheiten

Und 8% Mord 3% Selbstmord.

Nun - Autounglück, Industräeunfall, Mord und Selbsrbhort
slnd bestimfit nichts, worauf der Doktor überhaupt einer
Finfluß haben kann. Und Lumgenkrebs aund andere Lungen-
krankheüten —- heutzutage - ebenso wie der Herzanfall —>
sind der allgemeinen LebensTührung zuzuschreiben, und
eigentlich völlig unabhängig vom dem, was cin Arzl

für dich tun kann,.

Nun Lalonde ist ausgegangen von der Idee, daß die
Kanadier begreifen müssen, daß eine Verbesserung der
Gesgundheit nur dadurch erreicht werden kann, daß ander«c
Lebensgewohnheiten eingeführt werden, Und ein Schritt
dazu wäre, die Änzte auf die Krankenpflege zurückzudräı
und Kesundheitspflege als eän anderes politische5 Frehl
aufzufassen.

Was nun Lalonde passiert ist, = ist - daß während die
Ärzte lernen mußten, sich darauf zu beschränken, sich
mit den Kranken zu befaesenm, eine ganze Reihe von neue?
Berufszweigen sich entwickelt haben 1im Laufo von nur 1
Jahren, die sich mit der Gesunderhaltung der Kanadier
befassen, anstatt diese Aufpabe dem einzelnen Kanadiier

@n Secelbatverwaltung - autonom - übernehmen zu lassen,
```

## Page 15

```
Laut Illich zwingt die Bürokratie des Gesundheitgswesens
den Menschen in die passive Rolle des Komsumenten
medizinischer Versorgung. Die totale InstitutionaAlisierunf
von Gesundheits- und Krankenpflege schwäche die Anpassung!
und Widerstandfähigkeit des Menschen erheblich, was
sowohl seine Gesundheit beeinträchtigt, als auch seine
Bereitschaft lähmt, auf die ihn krankmachende Umwelt
einzuwirken, Sich zur Wehr zu setzen.

Die Medizinsuéht ist nur ein Ausdruck des totalitären
Anspruchs der In Adustriegesellschaft, den Menschen vom
Handelnden zum Behandelten zu machen,

Ein fremdverwaltetes Leben vom Mutterleib bis zum Grab,

An Hand medizinischer Fachzeitschriften beweist 1I1lich
die Hilflosigkeit des Arztes, wenn er teuer wird - und
der Medizin, wenn sie kompliziert wird, Letztlich profitiı
die Industrie weit;mehr vom Fortschritt der Hedizin 215
der HMensch, Einfache Mittel wie Seife und allgemeine
Hygiene habem mehr zur Bekämpfung der Seuchen beißetragen

als die Wunder der Hedizine

Illich warnt eindringlich vor dem Mißbrauch moderner
Nedikamente‘ünd Chemikalien.
„"Ych komme gerade aus Pakistan zurück,. Pakistan hat 197
der Welt verkündet, daß dank der Mithilfe der Weolt-
gesundheitsorganisation, die Malaria endgültig beéiegt
war. - Weniger als 140 000 Malariafälle in eihem Volk

von 60 Millionen in einem Jahr,'
```

## Page 16

```
1975 mußte Pakistan leider mittoilén, daß auf 60
Millionen Einwohner, 10 Millionen neue Fälle von Malsri
berichtet wurden, In einenm Jahr, Daß das Mockito, das d
neuc Malaria verbreitet, widerstandsfähig ist gepen aAll
jenec Insektizide, die entweder billig genug sind, um
brauchbar zu secin, oder nicht wrenigerx giftiger cind
für den Menschen, als für das Moskito, Und daß® dan neuı
Plasmodium, den jetzt pgehräuchlichen Antimalarinmittel)
‚
Widerstand entwicjjelt hat, Und das Ärgste ist: aus
Pakigtan kommt jetzt eine neuc Malaria nach Kurvva,
gerade wenn die Europäer mit ihren Kernkraftwerken die
Flüsse auf jene Temperatur anheizen, in denen die

Mallayiamoskitos am lLichbsten ihr Iiecebesleben treiben"

- "Ich habe noch Kigenartigeren dazu Zzu sapen, Bin
Toilnchmcr'me}gs Seminars war ein Veterinär aus Cuern:
vaca, Als er sah, daß mein Hund krank war, gchrich er
Erotromicin vor., Ich war sltandilisiert, Nicht wepen de
Preises in erster Linie, - In erster Linie, weil wir
ja doch dafür sorgen wollen, daß Antibiotika nicht

' erantvortungslos angewendet. werden,

araufhin. sagte er mir:' die Hunde sind heute /: alde
on Bakterien infiziert, die dem normalen AÄntibiotik;z
egenüber schon Widerstand entwickelt haben, Um meine
hese für die Fakultät zu schreiben, habe ich Z0 herre:
oße Hun.de in Yuernavaca gefangen, und Ai2s Abzecne An
hrer Prostata auf widerständsfähige Bakterien un%lersu,
nd herausgefunden, dA:% fa alle Abzesse von Blıkeorie
tammecn, die gegen Peninzillin und Teramizin schon
iderstandsfähig sind,

a saß ich: Herr Dokltor, herrenlosen Hunden gibt doch
Lemand Medizin cin,

agl er: nein, aber sie fressen Knochen, und die Baueoer
njizicren ihren Kühlhn große Quantitäten von Antibiot
m ihnen kün stlich einige Dutzend Kilo Fleisch anwauct

ü lassen,

Aber daraus muß man doch schließen, daß uns genau dar

leiche passicrt, wie den herronlasen Hunden,

- W Soviel ich weiß, ist in Doutschland die Kontrollı

s Fleinches auf Antibiotlika weitaus weniger sirengt

L5 in Kanada oder in den Vercinigten Stauten,

Seit 197l hat sich das goändert.
```

## Page 17

```
D

»

a
+ gesapt, was an aem JLEICH £o unertröglich ist, da or
chts8 z„itiert, was meine Leser nicht schon secit

hren aus meiner Zecitschrift; wissen sollten,

h hab's halt in die Perspektive des laien mestelil —
frerufen zur Technokritik:

:{

konnen es unsi einfach nicht mehr lcinten, Tach-
J

s55SseNschaftlern die Gesamtbeurteilung ihres Beitraunern

r GenelLllschaft zu überlansen,.
"Sandern?"

"Das ist eine Aufpabe, die der Mann auf der Stxaße
ernehmen muß, und deshalb ist cs weit wichtigßer,;
dermann dafür verantwortlich zu machen, was die Ar
r ihn tun, und das nicht irgendwelchen Spezinlisler

üborlansen.

Ia, auf dem Gebiet der Gesundheit geht das noch, =b

‚uf dem Gebiet der Beschleunigung geht en Bopdr LO
‚ er. Wenn sich die Leute in Hamburg nur 8o vermnin
mmengetzen würden, wie die Nachb arn in diesenm Do
Büch fragen würden:! welchen Vorteil haben wir von
hleunigung der Verkehrsmittel? Und zum Schlufß ko:
ichrwir die Verkechrasmittel beschleunigen, umgso mol
den seines Lebens muß der Durchachnittsbülrper In

5st, in der Si}laverei des Verkehrs verbringen, "

a, aber dann wird man mit der Antowort kommen, *

tes der gesamten deutschen Wirtschaft vom Auta !

'
nd daß zirka 30% der Lebenszeit eines Durchnehn’
‚ ers in der Sklaverei des Autos verbraucht qird.
uen Sie - wir haben jöézt mit mehreren großen &
Koewiesen, was wir vorher nur o ungefähr andeaut
ten: Bis 1850 pgab es keine Gesellschaft, in dr
. als 5% der Lebenszeit den typischen Mitglieds
er Gesellschaft auf Reisen außerhalb seiner De‘
en_Aet wurde., - In Deutschland heute, gehen Z

der Loebenszeit auf: im Auto sitzen, im Auto f:
```

## Page 18

```
aufs Auto warten, um die Steuern Zu zahlen fuüur die üir
die Vcrsicherünge für die Gesundheit, den Verkehrsyol.i-
zinten,

30% - also zirka scechs Mal sovicl Zeit als der typischk

Mensich aller verganpgenen Kulturen,

M '
Das Iustige ist, daß der typische Bürgßer Deutschland n
sechs H_al soviele Kilometer zurücklegt wie der Meniko
in Chapas, sondern nur 5 Mal soviel, Pro Stunde iw MMiei
des Verkehrs ist also seine Leistung in Kilometern

abgesunken., - Das nennt man Fortschritt,

„"ABer man wird Dir gleich wieder sagen: wie 50Ll mun
die gesamte Wirtschaft umstrukturieren, um überhaupt

lebensfähig zu bleiben.

- "Das weiß ich nicht, Ich glaubo nur, daß ich nachw?
kann, daß wir auf diesem Weg zu eciner vollständipen
Lähmung der Gesellschaft durch Beschleunigung, Erkr. ul
der Gesellschaft durch medizinincheo Leistung, Verdunnu,
der Gegellschaft durch intensive Programmierung vml

Erzichung kornmen werden.

„"Das CIDOC macht zu - werden Sie Jjetzt auf Wander-

schaft gehen?"

- V"Sie meinen, daß ich zum Wanderprediger avancier(!
odar degradiert worden bin, Keine Angst, Ich habe rmein
Freunde hier., Ich kann weiterhin die Sprachgschule in
Cuernavaca dazu benutzen, im Januar, im Juli und
August kleine Grupprn um mich zu organisieren, Ich bin
natürlich viel freier als früher, und ich kanmn mich
jetzt, mit 49 Jahren, auf ein paar Jahre daran machen,
ernsthaft zu studieren, 50 ernst, wie man aM halt 71©
20 oder 25 Bßgearbeitet hat, wenn man sich in ein Gebie

hineinarbeiten wollte,.

- VSie haben nicht gerade eine Kampagne vor?"

- VFreunde, und Kreise von Freunden, die sich hier
gebildet haben sind hart an der Arbeit, Architektur,
Medienwesen und die anderen industriellen Institutione

die Nutzwertschaffung unmöglich machen, zu analysieren
8 BAgeN mfiß*rn
-UWYonn Sio einem breiten FPxhokum Publ).lc*arfl‚g Wuylener der

Kornpunkt ihrer Tdeen Beif, wie würden Sle das fovruli,
```

## Page 19

```
. Begrenzung der industriellen Produktionnweise, Wenn |

iLese Produktionsweine Nutzwertschaffung im Wege stcht,"
. $" [

' /
AWas nennen Sie Mutzwertschaffung?"
"Tm Sinne vom ersten Kapitel des Kapital."

MDarunter kann sich ein breites Publikum nichtes

rorstellen."

; Venn eine Stanl; um Autos und Motaoren pmebaut wird, dann
/‚erden dc? Lecuten, die in der Stadt leben, die Eeine
bgeschnitten., Und die Produktion von Verkehrsweßpen
;schafft Distanzen, die weit größer sind, als die für
lie meisten durch Motaren ühberhriückt werden können, {&
Jenn eine Welt sich um die Medijzin herum kristallisier
ınd Gegundheit HMedizinkonsun ist, dann wird Gesunderhal-

zung unmöglich gemacht,
```